Von Markus Groß auf Mittwoch, 21. April 2021
Kategorie: IT

Wie man als SCRUM Master (PSM I) zertifiziert wird?

Ein praxistauglicher Lern- und Denkleitfaden für Menschen, die Scrum wirklich verstehen (und die Prüfung souverän bestehen) wollen

Kurzfassung für Eilige: Lies den Scrum Guide mehrere Male wirklich aktiv, trainiere mit dem Scrum Open und verwandten Assessments, lerne die Warum-Ebene hinter Regeln und Begriffen, übe das Erkennen typischer Fallen – und nutze in der Prüfung die Zeit mit System. Der Rest dieses Textes macht daraus einen vollständigen, gut verdaulichen Lernpfad mit vielen Denkanstößen, Mini-Drills und Praxisbezügen.

Warum dieser Text anders aufgebaut ist

Statt einer klassischen „Roadmap“ oder reinen Tipp-Liste bekommst du hier einen Werkzeugkasten in Form von Bausteinen, die du modular einsetzen kannst:

  1. Mindset & Grundlagen – Worum es bei Scrum wirklich geht (und worum nicht).
  2. Begriffe, die oft verwechselt werden – und wie du sie sauber auseinanderhältst.
  3. Die „Warum“-Ebene – typische Prüfungsfallen aufdecken, indem du Gründe verstehst.
  4. Mini-Drills – kurze Denkaufgaben mit knappen Lösungen.
  5. Examenstaktik – Zeitmanagement, Suchstrategie, Stresskontrolle.
  6. Artefakte & Commitments – wie du die 2020er-Logik der Commitments sicher beherrschst.
  7. Accountabilities – wofür Scrum Master, Product Owner und Developers wirklich verantwortlich sind.
  8. Ereignisse – Timeboxen, Ziele, Einladungen, Antipatterns.
  9. Skalierung / Nexus-Hinweise – nur so viel, wie für PSM I hilft.
  10. Realität vs. Prüfung – was „in echt“ oft passiert und warum die Prüfung trotzdem recht hat.
  11. Lernplan für 25–30 Netto-Stunden – als Orientierung, nicht als starre Agenda.
  12. Glossar light – die heiklen Begriffe auf einer Seite.

Du kannst die Abschnitte in beliebiger Reihenfolge lesen. Jeder Baustein steht für sich, zusammen bilden sie eine robuste Vorbereitung.

1) Mindset & Grundlagen – Empirie vor Theater

Empirie ist der Kern: Transparenz → Inspektion → Adaption. Ohne echte Transparenz ist alles andere Schein. Die fünf Scrum-Werte halten das Team zusammen: Commitment, Focus, Openness, Respect, Courage.
Die Prüfung testet, ob du dieses Gerüst anwendest – nicht, ob du Folien auswendig kannst.

Typische Denkfehler, die Punkte kosten:

Merksatz: Wenn du zwischen „Kontrolle von Menschen“ und „Kontrolle von Arbeit mittels Transparenz“ wählen musst – Scrum wählt immer Letzteres.

2) Begriffe, die oft verwechselt werden (und wie du sie trennscharf machst)

Rolle vs. Accountability
Der Scrum Guide 2020 benutzt Accountabilities (Verantwortlichkeiten) – keine „Rollen“. Das ist mehr als Wortkosmetik: Es signalisiert, dass Wer weniger wichtig ist als Wofür.

Definition of Done vs. Acceptance Criteria

Product Goal vs. Sprint Goal

Product Backlog vs. Sprint Backlog

3) Die „Warum“-Ebene – warum 15 Minuten, warum kein CEO in der Retro?

Prüfungs-Hinweis: Wo immer Selbstmanagement vs. Mikromanagement gegeneinander stehen – die Guidelogik bevorzugt Selbstmanagement plus klares Ziel.

4) Mini-Drills (mit kurzen Lösungen)

Drill 1: Wer ist für die Wirksamkeit des Scrum Teams verantwortlich?
Lösung: Scrum Master – accountable für die Wirksamkeit; er/sie ermöglicht Scrum.

Drill 2: Darf der Product Owner dem Team Aufgaben zuweisen?
Lösung: Nein. PO ordnet das Product Backlog; Developers planen wie sie das Sprint Goal erreichen.

Drill 3: Woran misst man Fortschritt in Scrum?
Lösung: Am Increment und am Fortschritt Richtung Product Goal/Sprint Goal – nicht an Story Points an sich.

Drill 4: Wer ändert die Definition of Done?
Lösung: Das Scrum Team (oft mit organisationalen Standards harmonisiert). Nicht der PO allein, nicht der SM allein.

Drill 5: Muss jedes Sprint-Backlog vollständige Tasks enthalten, bevor der Sprint startet?
Lösung: Nein. Genug, um zu starten. Der Plan emergiert.

5) Examenstaktik – wie du 60 Minuten souverän managst

6) Artefakte & Commitments (2020er-Logik sicher beherrschen)

Artefakt → Commitment → Zweck

Prüfungsfalle: Wenn ein Increment die DoD nicht erfüllt, ist es kein „Done“-Increment und darf nicht released werden (kann trotzdem nützlich sein, um Lernen zu erzeugen – aber es zählt nicht als „Done“).

7) Accountabilities präzise

Grenzfälle: Ein PO „ordnet“ nicht Sprint-Tasks. Ein SM „besitzt“ nicht die Meetings, sondern stellt sicher, dass sie stattfinden, verstehen und wertstiftend sind.

8) Ereignisse – Timebox, Ziel, typische Antipatterns

Sprint

Sprint Planning

Daily Scrum

Sprint Review

Sprint Retrospective

Antipatterns auf einen Blick

9) Nexus / Skalierung – genau so viel, wie PSM I braucht

PSM I erwartet kein Nexus-Detailwissen, aber typische Fragen prüfen die Scrum-Logik bei mehreren Teams:

10) Realität vs. Prüfung – wie du „echte Welt“ korrekt in die Antworten übersetzt

In vielen Firmen: Meetings länger, Manager in Dailies, mehr Reports, wechselnde Ziele. In der Prüfung gilt die Essenz des Guides:

Wenn eine Antwort „so läuft’s bei uns“ vs. „so will’s der Guide“ bietet, gewinnt die Guide-Logik.

11) Lernplan (25–30 Netto-Stunden, flexibel einsetzbar)

Kein starres Programm, sondern Anhalt, wie du Tiefgang und Tempo balancierst.

Block A – Fundament (6–8 h)

Block B – Prüfungslogik (4–6 h)

Block C – Deep Dives (6–8 h)

Block D – Examensimulation (3–4 h)

Block E – Feinschliff (4–5 h)

12) Häufige Fallen mit „Guide-konformen“ Korrekturen

13) Prüfungsnahe Übungsfragen (Kurzform)

  1. Wer ist für den Wert des Produkts verantwortlich?
    Antwort: Product Owner.
  2. Was ist das primäre Ziel des Daily?
    Antwort: Adaption des Plans für die nächsten 24 h, um das Sprint Goal bestmöglich zu erreichen.
  3. Wer kann den Sprint abbrechen?
    Antwort: Product Owner.
  4. Was passiert, wenn das Increment die DoD nicht erfüllt?
    Antwort: Es ist nicht Done, kann nicht als Done präsentiert/released werden.
  5. Wie viele Product Backlogs darf es für ein Produkt geben?
    Antwort: Genau eines.

14) Such-Strategie im Scrum Guide (wenn du nachschlagen willst)

Zeitdisziplin: Wenn du nach 20–25 Sek noch keine sichere Stelle hast – entscheide nach Guide-Logik und markiere die Frage.

15) Wenn du Praxisluft schnuppern willst (und warum das hilft)

Die Prüfung prüft Verständnis, echte Wirksamkeit entsteht erst im Team. Jede Praxisgelegenheit (Schulung, Shadowing, Communities, internes Projekt) hilft, die „Warum“-Ebene zu fühlen:

Nebeneffekt: Mit Praxis erkennst du Prüfungsfallen schneller, weil du die Konsequenzen im Kopf spürst.

16) Kurz-Glossar der heiklen Begriffe

17) „Reality Checks“ – Mini-Dialoge, die dir in der Prüfung helfen

Manager: „Ich will jeden Tag den Status im Daily hören.“
Scrum Master: „Gern Transparenz – aber das Daily gehört den Developers, um ihren Plan anzupassen. Lass uns ein separates Info-Format schaffen, das nicht stört.“

CEO: „Ich komme in die Retro, damit es schneller geht.“
Scrum Master: „Wir freuen uns über Unterstützung. Die Retro braucht psychologische Sicherheit. Lass uns Ergebnisse der Retro teilen und gezielt mit dir Hindernisse adressieren.“

Product Owner: „Ich teile Tasks zu, dann geht es schneller.“
Developers: „Unser Forecast, unser Plan. Lass uns über Sprint Goal und Prioritäten sprechen – wir organisieren den Weg dorthin.“

18) Häufige Missverständnisse zur Prüfung

19) Abschließende Checkliste vor dem Start

20) Epilog – warum 98 % nicht das Ziel sein müssen (und doch möglich sind)

Eine sehr hohe Punktzahl ist ein schönes Nebenprodukt. Wichtiger ist, dass du nach der Prüfung mit dem Vertrauen rausgehst, in echten Situationen die richtigen Gespräche anstoßen zu können: über Ziele statt Tickets, Qualität statt Tempoillusion, Lernen statt Schuld. Genau das misst PSM I zwischen den Zeilen.

Viel Erfolg – und vor allem viel Freude an echter, gelebter Agilität.

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