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Wenn Backups zur Gefahr werden: Schattenrisiken der Datensicherung

Wenn Backups zur Gefahr werden: Schattenrisiken der Datensicherung

Backups gelten als Sicherheitsgurt der IT. Sie beruhigen, wenn alles andere schiefgeht, sie legitimieren mutige Veränderungen und sie sind – so die bequeme Erzählung – die letzte Verteidigungslinie gegen Ransomware, Fehlkonfigurationen und menschliche Irrtümer. Doch genau in dieser Bequemlichkeit steckt ein Risiko. Wer Backups nur als „haben wir“ verbucht, übersieht, dass sie selbst zu Angriffsfläche, Compliance-Falle, Kostenbremse und Operations-Risiko werden können. Dieses Paradoxon begegnet man erst dann, wenn es weh tut: im Incident Room, wenn Wiederherstellungen scheitern; im Audit, wenn Aufbewahrungsfristen und Löschpflichten kollidieren; in der Lieferkette, wenn ein Dienstleister die Telemetrie nicht liefert; im Budget, wenn Zombie-Backups in der Cloud unbemerkt Millionen verschlingen. Zeit, hinzusehen: Wann werden Backups zur Gefahr – und wie baut man sie so, dass sie nicht zum Problem, sondern zum Beweis der eigenen Handlungsfähigkeit werden?

Das Backup-Paradoxon

Je erfolgreicher die Datensicherung, desto unsichtbarer wird sie. Sie läuft nachts, sie meldet „grün“, sie erzeugt beruhigende Reports. Doch Sichtbarkeit ist nicht gleich Wirksamkeit. „Job erfolgreich“ bedeutet nicht, dass sich eine kritische Anwendung konsistent wiederherstellen lässt. „Immutability aktiv“ bedeutet nicht, dass Angreifer nicht doch Löschbefehle platzieren können – über die falschen Adminrechte, die richtige API oder einen Delegationsfehler. „Replikation aktiv“ bedeutet nicht, dass man ein sicheres Restore-Zeitfenster hat; Replikation multipliziert auch Korruption und Verschlüsselung in Rechenzeit, nicht in Tagen. Was zählt, ist nicht die Existenz von Kopien, sondern die Fähigkeit, gezielt, schnell und integer zu rekonstruieren – und das nachweisbar.


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Cyber-Resilienz statt Cyber-Schutz: Das neue Paradigma in der Aufsicht

Cyber-Resilienz statt Cyber-Schutz: Das neue Paradigma in der Aufsicht

Es gab eine Zeit, in der Cybersecurity vor allem als Schutzdisziplin verstanden wurde: Systeme härten, Angriffe blockieren, Daten vor unerlaubtem Zugriff bewahren. Überschaubare Perimeter, klar definierte Netzgrenzen, ein Katalog an „Best Practices“ – und möglichst wenige Überraschungen. Diese Zeit ist vorbei. Je stärker digitale Infrastrukturen miteinander verflochten sind, desto offensichtlicher wird: Perfekter Schutz existiert nicht. Angriffe werden erfolgreicher, Lieferketten komplexer, Abhängigkeiten enger – und der Schaden, wenn etwas schiefgeht, größer. Die Aufsicht reagiert: Nicht mehr reiner Schutz, sondern Resilienz steht im Mittelpunkt. Widerstandsfähigkeit wird zur eigentlichen Währung der digitalen Governance. Das ist kein semantischer Wechsel, sondern ein Paradigmenbruch mit tiefen Folgen für Strategie, Organisation, Technik und Kultur.

Warum Schutz allein nicht mehr reicht

Die altbekannte Verteidigungslogik – verhindern, abwehren, abschotten – bleibt wichtig, aber sie stößt an harte physikalische Grenzen. Erstens, weil die Angriffsfläche exponentiell wächst: Cloud, SaaS, APIs, mobile Arbeit, OT/IoT, Datenökosysteme. Zweitens, weil Angreifer industrialisiert vorgehen: Toolkits, Ransomware-as-a-Service, Initial Access Broker, Supply-Chain-Taktiken. Drittens, weil digitale Abhängigkeiten zu systemischen Effekten führen: Fällt ein zentraler Dienstleister aus, trifft das in Stunden ganze Wertschöpfungsketten. Resilienz stellt daher eine andere Frage als klassischer Schutz: Wie bleibt das Unternehmen handlungsfähig, obwohl Schutzmaßnahmen versagen können? Die Antwort betrifft Architektur (Entkopplung, Redundanz), Organisation (Entscheidungsrechte, Eskalationsregeln), Menschen (Kompetenz, Übung) und Evidenz (Nachweis, dass es im Ernstfall funktioniert).


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CIS Controls heute: Warum sie mehr als nur eine Checkliste sind

CIS Controls heute: Warum sie mehr als nur eine Checkliste sind

Es gibt Frameworks, die man aus Pflichtgefühl pflegt – und es gibt solche, die den Alltag wirklich verändern. Die CIS Controls gehören zur zweiten Kategorie. Sie sind längst kein Poster mehr an der Bürowand, keine Prüfliste, die man kurz vor einem Audit abhakt, und auch kein exotischer „Nice-to-have“-Standard. Sie sind eine Betriebsanleitung für gelebte Sicherheit: priorisiert, messbar, anschlussfähig an bestehende Governance – und robust genug, um in hybriden Realitäten aus Cloud, SaaS, Remote Work und komplexen Lieferketten zu tragen. Spätestens mit der jüngsten Evolutionsstufe haben die Controls die Grenze zwischen „Security-Projekt“ und „Security-Betrieb“ endgültig verwischt. Wer sie ernst nimmt, arbeitet anders: transparenter, wiederholbarer, nachweisbarer – und vor allem wirksamer.

Vom Poster zur Betriebsanleitung

Die ursprüngliche Stärke der Controls war immer ihre Frechheit der Priorisierung: Statt alles für gleich wichtig zu erklären, benennen sie wenige Hebel, die die meisten Angriffe früh stoppen oder schnell sichtbar machen. Dieses Grundprinzip ist erhalten geblieben – aber die Controls sind erwachsen geworden. Die aktuelle Fassung versteht unter „Asset“ nicht mehr nur die Maschine unterm Schreibtisch, sondern den ganzen Zoo moderner Unternehmens-IT: Cloud-Workloads, containerisierte Dienste, SaaS-Komponenten, mobile Endgeräte, Identitäten und Konfigurationen als eigene Schutzgüter. Dass die offizielle Controls-Liste heute konsequent von 18 Themenfeldern spricht, ist kein Modedetail, sondern die logische Folge dieser Realität. Damit spiegeln die Controls eine Gegenwart, in der Angriffsflächen nicht mehr am Rechenzentrumszaun enden.


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Von 20 auf 18: Wie v8 die CIS Controls neu strukturiert

Von 20 auf 18: Wie v8 die CIS Controls neu strukturiert

Es passiert nicht oft, dass ein technischer Katalog das Zeug zur gemeinsamen Sprache einer ganzen Branche hat. Die CIS Controls sind so ein Fall – und mit Version 8 haben sie sich neu sortiert, ohne ihre DNA zu verlieren. Aus 20 wurden 18 Controls, aus verstreuten Unterpunkten wurden präziser formulierte Safeguards, aus „Hardware“ und „Software“ wurden Enterprise Assets, aus höflichen Empfehlungen wurden umsetzbare Anforderungen für eine Welt, in der Workloads in die Cloud wandern, Mitarbeiter von überall arbeiten und Lieferketten zum größten Risiko werden können. v8 ist kein kosmetisches Update; es ist die Antwort auf die Frage: Wie priorisiert man Sicherheitsarbeit, wenn Infrastruktur, Identitäten und Daten längst über Rechenzentrum, SaaS und mobile Endpunkte verstreut sind – und wenn die Angreifer inzwischen Produktmanagement in eigener Sache betreiben?

Warum es eine Neuordnung brauchte

Die frühen Fassungen der Controls kamen aus einem ganz bestimmten Schmerz: Immer wieder öffentlich ausgenutzte Schwachstellen, vernachlässigte Baselines, keine Übersicht über Assets, zu breite Adminrechte, Protokolle, die niemand liest, Backups, die im Ernstfall nicht zurückspielen. Version 7 brachte diese Einsichten in eine klare, priorisierte Reihenfolge. Aber die Realität drehte schneller: Cloud wurde Standard, SaaS wurde Geschäftsgrundlage, Identitäten wurden zur neuen Perimeter-Kante, Remote Work wurde Alltagsbetrieb, und Drittparteirisiken wurden sichtbar – nicht nur regulatorisch, sondern operativ. Viele Unternehmen stellten fest, dass v7 zwar wirkt, aber Vokabular und Zuschnitt die neuen Infrastrukturen nur unzureichend abbildeten. v8 reagiert darauf, ohne den Kern (Priorisieren, Messen, Automatisieren) zu verwässern.


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CIS Controls v7: Warum die 20 Maßnahmen plötzlich jeder kennt

CIS Controls v7: Warum die 20 Maßnahmen plötzlich jeder kennt

Es gibt in der Informationssicherheit diese seltenen Momente, in denen ein Konzept aus der Fachwelt heraustritt und in Vorstandsetagen, Einkaufsgesprächen und Projektplänen gleichzeitig landet. Die CIS Controls v7 haben genau diesen Sprung geschafft. Was jahrelang als Werkzeugkasten für Praktiker galt, wird zum gemeinsamen Nenner zwischen Security-Teams, Prüfern, Herstellern und Aufsichten. Plötzlich sprechen alle dieselbe Sprache: Inventarisierung, Härtung, Schwachstellenmanagement, Protokollierung, Privilegien – nicht als Schlagworte, sondern als handfeste Arbeitsanweisungen. Warum ausgerechnet diese 20 Maßnahmen? Warum jetzt? Und warum wirken sie so viel praxisnäher als manch anderes Regelwerk? Die Antworten liegen weniger in Marketing als in Mechanik: in der Art, wie Angriffe wirklich verlaufen – und wie sich Verteidigung im Alltag steuern lässt.

Vom Rahmenwerk zur Gebrauchsanweisung

Die Sicherheitswelt kennt Normen und Kataloge in Hülle und Fülle. Sie strukturieren Verantwortlichkeiten, definieren Prozesse, beschreiben Controls – oft umfassend, manchmal erschlagend. Die CIS Controls setzen anders an. Sie sind keine Theorie über Sicherheit, sondern eine nach Priorität sortierte Liste von Tätigkeiten, die Angriffe entlang ihrer typischen Pfade früh unterbrechen oder schnell sichtbar machen. Statt „alles ist wichtig“ behaupten sie: Einige Dinge sind sofort wichtig. Genau diese Frechheit macht sie so einflussreich. Wer mit knappen Mitteln schnelle Wirkung braucht, greift zuerst zu dem, was in der Praxis am häufigsten zwischen Vorfall und Beinahe-Vorfall entscheidet.


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