Es gibt Momente, in denen ein Regelwerk seinen wahren Charakter zeigt. Nicht, wenn alles ruhig ist und Pläne akkurat funktionieren, sondern wenn mehrere Dinge gleichzeitig schiefgehen: Märkte zucken, Systeme stolpern, ein Dienstleister meldet Störung, das Callcenter läuft am Limit, und im Vorstand klingeln die Telefone. Genau in diesen Augenblicken beweist sich MaRisk – als Stresstest für Steuerung, Daten, Prozesse und Verhalten. Entweder entsteht Kontrolle: klare Prioritäten, kurze Schleifen, nachvollziehbare Entscheidungen, verlässliche Eskalationen. Oder es herrscht Chaos: Meeting-Marathons ohne Beschluss, Reports, die mehr Fragen als Antworten erzeugen, widersprüchliche Mails, Verantwortungen im Nebel. Dieser Artikel zeigt, warum MaRisk im Kern kein Papierprojekt ist, sondern ein System, das einen ganzen Kosmos aus Kredit, Markt, Liquidität, IT, Auslagerungen und operationellen Risiken in handhabbare Praxis übersetzt – und warum gerade IT-Organisationen davon genauso betroffen sind wie die klassischen Risikoeinheiten.
Worum es im Kern geht: Steuerungsfähigkeit unter Druck
MaRisk ist weder Checklistenromantik noch Selbstzweck. Es ist der Versuch, in einem hochkomplexen Umfeld eine gemeinsame Denkschiene für Entscheidungen zu etablieren: Welche Risiken nehmen wir bewusst? Woran erkennen wir Abweichungen früh? Welche Schwellen lösen Maßnahmen aus? Wer darf was entscheiden? Und wie kommen Erkenntnisse aus Fachbereichen, IT und Auslagerungen zur rechten Zeit an den Ort, an dem gehandelt wird?