Cloud-Compliance war lange der ungeliebte Nachzügler moderner IT-Strategien: Erst wurden Workloads migriert, Datenplattformen aufgebaut und Betriebsmodelle skaliert – und wenn alles lief, kam die Frage: „Wie weisen wir das jetzt sauber nach?“ Der BSI-Kriterienkatalog C5 (Cloud Computing Compliance Criteria Catalogue) hat diese Reihenfolge auf den Kopf gestellt. C5, ursprünglich als transparenzstarker Prüfmaßstab für Cloud-Anbieter gedacht, ist in der Praxis zu etwas Größerem gereift: zu einem operativen Bezugsrahmen, der technische Realität, Governance und Aufsichtsfähigkeit zusammenführt. Nicht als Fremdkörper, nicht als lästiges Audit-Overlay, sondern als Betriebsleistung, die von der Architektur bis zum Vertrag, vom Logging bis zur Evidenz, vom Incident bis zur Wiederherstellung durchgreift. Genau deshalb ist Cloud-Compliance heute kein Anhängsel mehr. Sie ist die Spielregel des Alltags – und C5 ihr verständlichstes Vokabular.
C5 ändert die Gesprächslogik zwischen Kunden und Hyperscalern, zwischen Anwendungsbetrieb und Revision, zwischen Risiko-Ownern und Produktteams. Statt „Glaubensfragen“ über Sicherheit in dichten Marketing-Whitepapern setzt C5 auf prüfbare Behauptungen: Welche Kontrollen gibt es? Wie wirken sie? Wo liegen Grenzen? Welche Artefakte liegen vor, in welchem Zeitraum, mit welcher Aussagekraft? Das Format – eine Prüfung nach ISAE 3000/3402-Logik inklusive Prüfbericht – zwingt die Beteiligten in dieselbe Sprache: identische Kontrollziele, identische Prüfspuren, identische Zeitfenster. Aus vagen Zusicherungen werden zeitlich und sachlich abgegrenzte Nachweise, aus denen sich konkrete betriebliche Entscheidungen ableiten lassen. Für regulierte Häuser ist das mehr als Bequemlichkeit. Es ist die Bedingung, um Cloud-Nutzung in die Governance einzubetten, ohne Geschwindigkeit oder Innovation zu verlieren.

